Gelbe Nesselqualle (Cyanea capillata)

EN: Lion's mane jellyfish  NL: Gele haarkwal DK: Rød brandmand 
Kurzbeschreibung Feuriges Glibbertier, unberührbar
Fundhäufigkeit 24 Fundmeldungen , Verbreitungskarte
Verbreitung
Nordhalbkugel, Mittelmeer bis Island, Nordsee und westliche Ostsee In den kühl-gemäßigten Küstengewässern des Nordatlantiks und Nordpazifiks weit verbreitete Art mit einem verschleppten Vorkommen in Australien. In Europa selten im Mittelmeer, verbreitet um die Britischen Inseln, bis Island und in der Nordsee, auch im Kattegat und in der westlichen Ostsee bis zum Darß.
Status
heimisch
Aussehen
Schirm 8-lappig, innen gelbliche Farbschicht, Tentakeln fädig Glasklare, leicht gewölbte Qualle mit einer sternförmigen, rot, orange, gelb oder selten weiß gefärbten Schicht im Inneren des Schirmes. Rand mit acht Lappen bzw. Einbuchtungen. Lange, extrem dehnbare Fangfäden am Schirmrand, außerdem ein dichtes Büschel stark nesselnder Tentakeln unter der Körpermitte.
Lebensweise Lebende "Feuerquallen" im Wasser zu beobachten kann schmerzhaft sein, da sie eine fast unsichtbare, etwa 3 m lange Schleppe aus Nesselfäden hinter sich durch das Wasser ziehen. Bei Ostwind, wenn Tiefenwasser vor der Küste aufsteigt und die Quallen sich vor dem Strand ansammeln, sollte man keinesfalls mit offenen Augen unter Wasser schwimmen! Verbrennungen auf der Netzhaut können sehr schwere Schäden hinterlassen. Nesselkapseln sind die kompliziertesten Zellen im Tierreich. Ihr Inneres steht unter gewaltigem Druck. Wird eine feine Auslöseborste am Ende der Zelle berührt, schießt ein eingerollter Giftpfeil in 0,004 Sekunden heraus. Er hat eine Spitze mit Widerhaken, durchschlägt die Haut des Opfers (oder Badegastes) und injeziert sein Gift. Mit dieser Waffe sind Quallen in der Lage, auch flinke Fische zu erbeuten, obwohl sie selbst kaum Muskeln besitzen und zu über 97 % aus Wasser bestehen. In der Nordsee hat die Feuerqualle wahrscheinlich keine natürlichen Feinde. Da die Nesselzellen nur an den Tentakeln der Unterseite sitzen, kann man Quallen gefahrlos hochheben, indem man die Oberseite greift.
Nahrung Die Gelbe Haarqualle ist eine räuberische Art, die mit ihren starken Nesselbatterien andere Quallen, Schwebegarnelen und kleine Fische überwältigen kann. Die durch das Nesselgift gelähmten Opfer werden in das Büschel der Mundlappen hineingezogen und in die zentral liegende Mundöffnung gestopft.
Fortpflanzung So wie die verwandten Schirmquallen macht die Haarqualle einen Generationswechsel durch, wobei ein winziger Polyp am Meeresgrund überwintert. Eine Besonderheit der Haarqualle ist, dass ihr Polyp mehrjährig ist und somit wiederholt junge Quallen produzieren kann.
Nutzung Da nicht nur die lebenden Quallen, sondern auch von der Brandung abgerissene und unsichtbar im Wasser treibende Tentakelfäden der Qualle schmerzhaft brennen, kann die Art den Badebetrieb an einzelnen Küstenabschnitten über Tage zum Erliegen bringen.
Hätten Sie gedacht, dass...
... gegen Verbrennungen durch Nesselzellen verdünnter Salmiakgeist oder kühlende Salben helfen?
  • ... man immer noch diskutiert, ob die Blaue Nesselqualle artgleich mit der Gelben Feuerqualle ist, obwohl die blaue Form deutlich weniger brennt?
  • ... die Quallen in der Evolution schon vor über 600 Millionen Jahren entstanden sind, also echte biologische Erfolgsmodelle sind?
  • ... Nesselkapseln einen Innendruck von 150 bar haben, also das 70-fache eines Autoreifens?
  • ... in einem Sherlock-Holmes-Krimi die Feuerqualle als Killer von Mann und Hund auftritt, obwohl sie in Wirklichkeit normalerweise nicht tödlich giftig ist?
  • ... israelische Forscher einen Hemmstoff für alle Nesselzellen entwickelt haben, der nun Sonnenschutzcremes beigemischt wird, um Badende gegen Quallenstiche zu schützen?
  • ... verschiedene Jungfische, die durch Schleim geschützt sind, in den Tentakeln der Feuerqualle leben und ihr sogar Beute stiebitzen?
Steckbriefbild:
Gelbe Nesselqualle

Bildinformationen: Gelbe Nesselqualle

Autoren Rainer Borcherding
Lizenzbesitzer Schutzstation Wattenmeer
Lizenzhinweis Copyrighted Material; the copyright remains with the author (not this web publication)
Lizenz cc-by-nc 3.0
Weitere Bilder
Hätten Sie gedacht, dass....
... die Art auf Englisch „Löwenmähnenqualle“ heißt?